Wie Produkte zur Content-Engine für B2B Brands werden
Zuletzt aktualisiert am 13. Oktober 2025 um 10:15 Uhr.Im digitalen Raum begegnen einem seit Wochen auffällig viele Videos, in denen mit Automatisierungslösungen experimentiert wird. Immer wieder taucht dabei eine braune, visuell markante Benutzeroberfläche auf. Wer genauer hinschaut, bemerkt: Die Tutorials zeigen nicht nur Prozesse, sie zeigen vor allem ein Produkt und zwar immer dasselbe. Warum ist das so? Was steckt dahinter, wenn Software plötzlich omnipräsent in User Generated Content auftaucht? Und was lässt sich daraus für Markenkommunikation und B2B-Content-Strategien lernen?
Sichtbarkeit durch Wiedererkennung: Warum ein Interface überall auftaucht
Mitten in den Automatisierungstutorials fällt das immer gleiche Interface ins Auge. Dabei handelt es sich nicht um einen Zufall, sondern um eine gezielte Strategie. Produkte wie n8n mit ihrer charakteristischen Canvas-Oberfläche sind inzwischen fester Bestandteil vieler Videos, Blogposts und Forenbeiträge. Das Interface ist so gestaltet, dass es sofort wiedererkannt wird und fast schon als Markenzeichen wirkt, sobald es in einem Screenshot oder Video auftaucht. Es ist das neueste Unicorn aus Berlin n8n.
Gleichzeitig entstehen rund um diese Produkte ganze Communities, in denen Nutzer nicht nur Lösungen suchen, sondern selbst Inhalte erstellen. Sie teilen Workflows, Templates und Tutorials, die wiederum weitere Nutzer anziehen und das Produkt noch sichtbarer machen. So entsteht eine Spirale: Sichtbarkeit zieht Nutzung nach sich, Nutzung erzeugt Content, Content sorgt für weitere Sichtbarkeit.
Im Zentrum dieser Entwicklung steht die Frage, wie Unternehmen digitale Produkte so gestalten, dass sie selbst zur Triebfeder für Content werden. Es geht um mehr als nur um Automatisierungstools oder Tutorials auf YouTube. Es geht um eine Transformation, in der das Produkt mehr als nur Objekt von Kommunikation ist: Es wird zur Bühne, zum Inhalt, zum Impulsgeber für neue Formen von Markenkommunikation.
Monetäre Anreize als Motor für User Generated Content
Was die Verbreitung der markanten Oberfläche zusätzlich befeuert, ist ein einfaches, aber wirkungsvolles Belohnungssystem. Wer als Creator einen Workflow oder ein Tutorial zu n8n erstellt und neue Nutzer gewinnt, erhält eine Beteiligung an den Umsätzen. 30 Prozent der Einnahmen für zwölf Monate das ist ein Anreiz, der mehr bewirkt als viele klassische Marketingkampagnen. Mit diesem Modell werden Nutzer zu aktiven Botschaftern und Content-Produzenten.
Im Gegensatz dazu setzt beispielsweise Zapier, ein direkter Wettbewerber mit deutlich mehr Integrationen, auf ein restriktiveres Partnerprogramm. Dort können nur ausgewählte Partner am Affiliate-Programm teilnehmen. Die Folge: Während n8n in Tutorials und Beiträgen omnipräsent ist, bleibt Zapier im Hintergrund trotz seines größeren Funktionsumfangs.
Produkt und Content verschmelzen: Neue Wege für B2B-Kommunikation
Die Strategie, das eigene Produkt zur Content-Maschine zu machen, bietet für Kommunikationsprofis spannende Perspektiven. Statt Inhalte über das Produkt zu erstellen, wird das Produkt selbst zum Inhalt. Jeder veröffentlichte Workflow, jede geteilte Vorlage, jedes Tutorial wird Teil des Markenauftritts. Die Community trägt dazu bei, dass sich das Produkt wie ein roter Faden durch alle Kanäle zieht.
Für Unternehmen aus technologiegetriebenen Branchen bedeutet das: Die Schnittstelle zwischen Produkt und Content bietet neue Möglichkeiten für Markenführung, Differenzierung und Kundenbindung. Es entsteht ein Ökosystem, in dem Nutzer nicht nur konsumieren, sondern aktiv mitgestalten und das Produkt weiterentwickeln.
Herausforderungen beim Aufbau produktbasierter Content-Strategien
Mit dieser Entwicklung gehen jedoch auch neue Herausforderungen einher. Es genügt nicht, ein Produkt einfach bereitzustellen und auf Nutzeraktivität zu hoffen. Die Gestaltung der Benutzeroberfläche muss so gewählt werden, dass sie einen Wiedererkennungswert hat und sich für die Content-Produktion eignet. Templates, Workflows und andere Ergebnisse der Nutzung müssen leicht teilbar und zugänglich sein.
Zudem sind monetäre Anreize nicht automatisch ein Garant für qualitativ hochwertigen Content. Es braucht klare Prozesse, um die Qualität der von Nutzern erstellten Inhalte zu sichern und eine Community zu schaffen, in der sich sowohl Einsteiger als auch Experten wohlfühlen. Unternehmen müssen lernen, Feedback aus der Community zu integrieren und ihre Strategie kontinuierlich anzupassen.
Visuelle Differenzierung und Community-Features als Erfolgsfaktoren
Ein Blick auf erfolgreiche Beispiele zeigt: Entscheidend ist eine visuell prägnante Oberfläche, die sich schnell und eindeutig mit der Marke verknüpfen lässt. n8n hat seine Canvas-Oberfläche so gestaltet, dass sie sich für Screenshots und Videos bestens eignet. Jedes geteilte Template verweist direkt auf das Produkt und öffnet sich ohne Hürden im Editor. So wird der Workflow selbst zum Content.
Weitere Erfolgsfaktoren sind einfach teilbare Vorlagen, eine durchdachte Community-Plattform und transparente Monetarisierungsmodelle. Wer Nutzern einen echten Mehrwert bietet, etwa durch eine Bibliothek von mehr als 5.000 Workflows, sorgt dafür, dass kontinuierlich neuer Content entsteht und geteilt wird.
Der Weg von n8n: Wie ein Produkt zur Content-Plattform wurde
n8n ist ein Paradebeispiel dafür, wie ein Unternehmen die Mechanik produktbasierter Content-Strategien konsequent umsetzt. Mit einer Community-Bibliothek von aktuell 5.297 Templates, die ohne Login nutzbar sind, und einem transparenten Belohnungssystem, das Content-Creators motiviert, neue Workflows zu veröffentlichen, setzt n8n neue Maßstäbe.
Das Interface ist dabei nicht nur funktional, sondern bewusst so gestaltet, dass es in jedem YouTube-Video, jedem Blogpost und in jedem Screenshot als Markenzeichen wahrgenommen wird. Die Inhalte entstehen fast beiläufig: Wer einen Workflow teilt, veröffentlicht gleichzeitig Content. Wer ein Tutorial produziert, bringt das Produkt immer wieder ins Bild. Die Community wird zur tragenden Säule der Content-Produktion und das Unternehmen profitiert von einer enormen Sichtbarkeit, ohne selbst große Budgets für Content-Marketing aufzuwenden.
Auch andere Plattformen wie Hugging Face Spaces und Figma Community nutzen ähnliche Mechanismen: Sie verwandeln die Produktoberfläche in eine Publishing-Plattform und setzen auf die Kreativität der Nutzer.
Neue Perspektiven für Marketing Leads aus B2B-Branchen
Gerade in technologiegetriebenen Industrien eröffnen sich dadurch neue Wege für Markenkommunikation und Markendifferenzierung. Produkte werden nicht mehr isoliert betrachtet, sondern sind integraler Bestandteil der Kommunikationsstrategie. Nutzer werden zu aktiven Mitgestaltern, die mit ihren Beiträgen die Wahrnehmung der Marke prägen. Das schafft eine ganz neue Form der Nähe zwischen Unternehmen, Produkt und Zielgruppe.
Gleichzeitig ergeben sich neue Möglichkeiten für datenbasierte Analysen, da Interaktionen mit Templates, Workflows und Tutorials messbar sind. So können Unternehmen besser nachvollziehen, wie ihr Produkt wahrgenommen und genutzt wird – und daraus kontinuierlich lernen.
Erste Schritte auf dem Weg zur produktbasierten Content-Strategie
Wer auf diesen Zug aufspringen möchte, sollte zunächst die eigene Produktoberfläche kritisch überprüfen. Ist sie visuell markant? Lässt sie sich unkompliziert abbilden und teilen? Im nächsten Schritt gilt es, Teilbarkeit und Nutzbarkeit der User-Ergebnisse zu ermöglichen: Templates, Workflows oder andere Ausgaben sollten mit wenigen Klicks veröffentlicht und geteilt werden können.
Ein transparentes, attraktives Anreizsystem kann dazu beitragen, dass mehr Nutzer aktiv werden. Gleichzeitig sollte die Qualitätssicherung nicht vernachlässigt werden: Klare Guidelines, Community-Management und Feedbackschleifen sorgen dafür, dass die Inhalte nicht nur zahlreich, sondern auch hilfreich und relevant sind.
Expertise und Branchenfokus als Erfolgsfaktoren für Content-getriebene Marken
Die Entwicklung hin zu produktbasierten Content-Strategien verlangt nicht nur technisches Know-how, sondern auch ein tiefes Verständnis für Märkte, Zielgruppen und Content-Mechaniken. Branchenkenntnis, Kreativität und analytisches Denken helfen dabei, Produkte so zu gestalten, dass sie nicht nur genutzt, sondern auch aktiv geteilt und kommuniziert werden.
Unternehmen, die diesen Weg konsequent gehen, profitieren von einer neuen Sichtbarkeit, einer starken Community und einer Markenkommunikation, die weit über klassische Kanäle hinausgeht.

Gerrit Grunert ist Gründer und CEO von Crispy Content®. 2019 veröffentlichter er das bei Springer Gabler erschienene Standard-Werk "Methodisches Content Marketing" sowie die Online-Kurs-Serie "Making Content". Privat ist Gerrit ein leidenschaftlichen Gitarren-Sammler, liest gern Bücher von Stefan Zweig und hört Musik von vorgestern.