Warum „AI-Experten“ Aufhören Sollten Unsinn zu Posten
Zuletzt aktualisiert am 16. Oktober 2025 um 14:15 Uhr.Kürzlich bin ich auf LinkedIn über eine selbsternannte KI-Expertin gestolpert, die stolz erklärte, warum sie Perplexity nicht für ihre Recherchen nutzt. Der Beitrag begann mit einer Clickbait-Überschrift, zog mich für eine Sekunde hinein – und entpuppte sich dann als Paradebeispiel methodischen Scheiterns. Wenn jemand KI-Tools vergleicht, ohne empirische Forschung zu verstehen, ist das kein Zeichen von Expertise, sondern Teil des Problems. Die Autorin behauptete, ChatGPT und Perplexity „verglichen“ zu haben.
Warum KI-Vergleiche meist sinnlos sind
Das Muster ist bekannt: Screenshots, Prozentzahlen, Diagramme und ein selbstbewusstes Fazit. Doch nichts davon würde die erste Woche eines Methodenseminars überstehen. Ich habe von 1997 bis 2003 Sozialwissenschaften studiert. In dieser Zeit habe ich gelernt, was Datenqualität, Validität und Verzerrung wirklich bedeuten. Als ich diesen Beitrag las, dachte ich mir: Wer im Bereich KI Verantwortung trägt, sollte mit solchen Aussagen vorsichtig sein. Ohne solides Forschungsdesign wirkt man nicht klug, sondern inkompetent.
Digitale Astrologie statt Forschung
ChatGPT, Perplexity und andere Modelle in einem einmaligen „Experiment“ gegeneinander zu testen, ist keine Forschung. Es ist Astrologie. Diese Tools entwickeln sich wöchentlich weiter, ihre Ergebnisse ändern sich täglich, und sie hängen von Prompts, Kontextfenstern und Modellversionen ab. Ein Screenshot von April ist im Oktober bedeutungslos. Der Wert solcher Vergleiche? Null. Das ist keine Wissenschaft, das ist Selbstinszenierung. Die eigentliche Frage lautet nicht: „Welche KI ist besser?“, sondern: „Wie können Fachleute diese Tools nutzen, um bessere Ergebnisse zu erzielen?“
Wie ein echter Vergleich aussehen müsste
Wenn man Forschung wirklich vergleichen will, dann richtig: Menschliche Recherche also die Arbeit von Analysten, Werkstudenten oder Consultants – mit KI-gestützter Recherche unter Einsatz von Tools wie Perplexity. Und gemessen wird, was wirklich zählt: Zeit, Kosten und Ergebnisqualität. Denn solange keine validen Tests mit Kontrollgruppen und Blindbewertungen durchgeführt werden, sind „Ergebnisse“ nur Anekdoten, keine Evidenz.
Der Preis kostenloser Tools (und falscher Selbstsicherheit)
Meine Vermutung: Die Autorin dieses viralen Posts nutzt die Gratisversion von Perplexity. Das erklärt vieles. Die kostenlose Version hat keinen Zugang zu wissenschaftlichen Datenbanken, liefert keine aktuellen Quellen und bricht häufig Ergebnisse ab. Aber wer sich „KI-Beraterin“ nennt und kostenlose Tools in der Kundenarbeit verwendet, spart kein Geld, er signalisiert Mittelmaß. Perplexity Pro kostet 20 Dollar im Monat. Das ist weniger als ein durchschnittliches Mittagessen oder zwei überteuerte Cappuccinos.
Warum 200 € im Monat ein Schnäppchen sind
Gehen wir einen Schritt weiter und vergleichen wir die traditionelle Recherche mit der KI-gestützten Recherche: Für rund 200 € im Monat lassen sich Premium-Versionen von ChatGPT, Perplexity, Claude und einige spezialisierte Recherche-Add-ons kombinieren. Das ist kein Luxus, das ist die Grundausstattung professioneller Arbeit. Vergleichen Sie das mit der günstigsten Form menschlicher Recherche: einem Praktikanten. Sagen wir, Sie zahlen 20 € pro Stunde bei 20 Stunden pro Woche. Das sind rund 1.600 € im Monat plus Nebenkosten. Für denselben Betrag könnten Sie mehr als ein halbes Jahr lang ein professionelles KI-Setup betreiben. Sechs Monate Geschwindigkeit, Konsistenz und dokumentierte Quellen, statt einem Monat manueller Flickarbeit. Die Rechnung ist eindeutig.
Der Praktikant vs. der KI-Assistent
Aber spielen wir das Spiel weiter. Schicken Sie Ihren Praktikanten in die Bibliothek. Sie verbringen einen halben Tag damit, Bücher zu suchen, zu kopieren und veraltete Informationen zu lesen. Oder lassen Sie sie einen „Quellenpool“ aus den neuesten Whitepapers der Big Four aufbauen. Klingt effizient bis Sie merken, dass sie Stunden damit verbringen, zu prüfen, was belastbar ist und was nicht. Bravo. Aber wenn Ihr Praktikant die fachliche Fähigkeit hat, Quellen kritisch zu bewerten, warum geben Sie ihm dann nicht gleich ein Tool, das diese Quellen automatisch filtert, zusammenfasst und einordnet? KI ersetzt kein Denken, sie beschleunigt es. Sie ist das intellektuelle Äquivalent zu Glasfaser statt Faxgerät.
Wer validiert die Ergebnisse?
Jetzt wird’s ernst. Wenn Ihr Unternehmen 140 € pro Beratungsstunde verlangt, wer prüft dann die Quellenlage? Hoffentlich nicht der Praktikant. Es sollte ein Senior-Stratege sein, zumindest für diesen Preis. Als Geschäftsführer würde ich niemals unvalidierte Informationen an Kunden weitergeben. Und als Kunde würde ich das niemals bezahlen.
Deshalb gilt in jeder professionellen Beratung, ob KI, Medizin oder Strategie ein Grundsatz: Human first. Human last. Der Mensch definiert die Frage, interpretiert die Daten und überprüft die Schlussfolgerungen. KI-Tools machen diesen Prozess schneller, breiter und präziser aber sie ersetzen kein Fachwissen.
Die Lektion für echte KI-Beratung
Damit zurück zu unserer „KI-Expertin“. Wer öffentlich behauptet, „Perplexity sei unzuverlässig“, ohne Version, Datensatz oder Prompt zu nennen, zeigt kein Wissen, sondern Unverständnis. Professionelle Berater wissen: Tools sind neutral, die Qualität der Ergebnisse hängt vom Menschen ab. Wer pseudowissenschaftliche Vergleiche veröffentlicht, schadet nicht nur sich selbst, sondern auch dem Vertrauen in das gesamte Feld.
Fazit: Investieren Sie in Intelligenz, nicht in Ego
KI-Recherche ist nicht kostenlos aber Ignoranz ist teuer. Geben Sie Ihr Geld nicht für Berater aus, die weder Forschungsdesign noch Dateninterpretation verstehen. Wer keine 20 € für ein professionelles Tool ausgeben will, hat kein Argument, 200 € pro Stunde für „Expertise“ zu verlangen. Der Unterschied zwischen einer glaubwürdigen Fachkraft und einem selbsternannten KI-Ambassador ist simpel: Die eine Person validiert Quellen, die andere nur ihre Meinung.
Von menschlicher Mühe zu menschlicher Einsicht
KI-Tools bieten keine Automatisierung, sondern Erweiterung. Sie verstärken menschliche Intelligenz, anstatt sie zu ersetzen. Richtig eingesetzt, ermöglichen sie es Fachleuten, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: die richtigen Fragen zu stellen, Muster zu erkennen und strategische Entscheidungen zu treffen. In einer Welt voller Daten ist die Fähigkeit, schneller und verlässlicher zu Erkenntnissen zu kommen, ein Wettbewerbsvorteil. Das ist keine Bedrohung für menschliche Arbeit, es ist ein Upgrade für menschliches Denken.
Human First. Human Last. Immer.
Bei Crispy Content® glauben wir an genau dieses Prinzip. Wir lagern Intelligenz nicht an Maschinen aus, wir nutzen KI, um menschliche Kreativität, Genauigkeit und Entscheidungsstärke zu fördern. Wir helfen Unternehmen, KI-Prozesse aufzubauen, die Zeit sparen, Datenqualität verbessern und die Glaubwürdigkeit ihrer Erkenntnisse stärken. Das Ziel ist nicht, Menschen zu ersetzen, sondern sie wirksamer zu machen. Möchten Sie echte Intelligenz in Ihre Content-Operations bringen? Lassen Sie uns sprechen!

Gerrit Grunert ist Gründer und CEO von Crispy Content®. 2019 veröffentlichter er das bei Springer Gabler erschienene Standard-Werk "Methodisches Content Marketing" sowie die Online-Kurs-Serie "Making Content". Privat ist Gerrit ein leidenschaftlichen Gitarren-Sammler, liest gern Bücher von Stefan Zweig und hört Musik von vorgestern.